Erfahrungsbericht: Ballonfahren im Winter
Früh aufstehen heißt es, denn wer mit einem Heißluftballon unterwegs sein will, nutzt den Morgen und den Abend, nur im Winter erlaubt die Thermik das Ballonfahren den ganzen Tag über. Es glitzert der Morgentau, die Hähne krähen, die Natur ist noch ganz frisch. Wer hier ist, hat beschlossen, sich eine Zeit lang vollkommen dem Wind anzuvertrauen - um dafür besondere Gefühle bei einem der letzten Abenteuer in unseren Breiten zu erleben.
Der Start um 6.15 Uhr verläuft unspektakulär. Man merkt kaum, dass der eigene Korb mit den Mitfahrern abhebt, so sehr sind die Augen staunend auf die Nachbarballone gerichtet, die einer nach dem anderen über die Baumwipfel in den Himmel abheben. Erst als der Blick über den Korbrand hinunter auf die Erde fällt, realisiert man, dass man auch selbst längst festen Boden hinter sich gelassen hat. Es folgt der Blick in Elisabeth Kindermann-Schöns Gesicht. So wie er sonst dem Flugbegleiter gilt: Ist eh alles in 0rdnung? Ja, Elisabeth Kindermann-Schön strahlt Routine und Humor aus. Hurra, sie ist der Lüfte Herrin! Schon im Kindesalter ist sie zum ersten Mal mitgefahren, seit einigen Jahren leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Schön das Ballonfahrtunternehmen mitsamt Fahrerschule in Bad Waltersdorf.
"Trotzdem bleibt jede Fahrt ein kleines Abenteuer, denn beim Start weiß man nie, wo man landen wird." Erzählt sie und gibt dem Ballon kräftig Feuer (das heißt sie betätigt den Brenner, wodurch sich die Luft im Ballon erwärmt und dieser steigt.) Ansonsten tun die Ballone, was die Winde wollen, eine direkte Steuerung ist nicht möglich. Will der Pilot es anders, muss er früh genug Impulse setzen. "Ein Ballon ist wie ein schwangerer Walfisch." Er reagiert auf die Befeuerung mit einiger Verzögerung.
Es ist herrlich. Aufregend und unaufgeregt zugleich. Eine Stunde und 20 Minuten sind wir in der Luft, manchmal knapp über den Baumwipfeln, sodass man meint, den Wald von oben berühren zu können, einmal ganz weit oben, auf rund 2.400 Metern. Über dem Safen-tal liegt wunderschön der Nebel in mehreren Schichten, Seen glitzern, man sieht Höfe, Felder, Hügel, Straßen von oben. Ohne ein einziges "Ruckeln", wie man es vom Flieger her kennt, schweben und gleiten wir dahin. Per Funk geben die Piloten einander Infos zu Auftrieb, Strecke und so manchen Scherz durch. Die Fahrgäste schauen und strahlen - nur ganz wenige sind ganz ruhig und still. Ob je etwas bei Kindermann-Schön passiert ist, will ich wissen. "Nein, nichts Gröberes", antwortet Elisabeth. Ihre Ballone seien ausschließlich und ausnahmslos bei passendem Wetter unterwegs und das sei das Um und Auf. "Wir sagen immer: Es ist besser, man ist unten und wünscht sich hinauf, als man ist oben und wünscht sich nach unten." Sehr einleuchtend!
Die Erkenntnis: Eine Ausfahrt mit dem Heißluftballon ist gerade in der kalten Jahreszeit ein wunderschönes Erlebnis! Die Luft ist frei von Staub und so frisch und klar wie zu keiner anderen Jahreszeit. Die Sicht von oben reinste Poesie. "Kein Gast, der daran interessiert sei, solle eine Winterballonfahrt versäumen", findet auch Elisabeth, deren Vater als einer der Pioniere der steirischen Ballonfahrt gilt. Auch technisch betrachtet haben winterliche Touren Vorteile, da es in dieser Jahreszeit keine Thermik gibt. Was bedeutet, dass die unkontrollierten Winde, die im Sommer durch die aufsteigende heiße Luft entstehen, nicht vorhanden sind. Ballonfahren ist dadurch im Winter noch sicherer. Außerdem kann man länger unterwegs sein, höher aufsteigen und weitere Strecken zurücklegen. Übrigens: "Auch im Winter strahlt der Brenner von oben. Da ist es nicht kalt."