Terroir
Für den Wein sind diese Erklärungen insofern wichtig, als sich der Leser nun vorstellen kann, dass ein Rebstock auf einem Boden mit Tuffgestein eine völlig andere Nährstoffaufnahme erfährt als auf hartem Basalt, den man übrigens in Österreich nur im Vulkanland Steiermark antrifft. "Aber letztlich ist es immer die Kombination aus Boden, Kleinklima und Handschrift des Winzers, die einen Wein prägt", ist Ljubo Vuljaj überzeugt. Er ist Lehrer an der Landesberufsschule für Tourismus in Bad Gleichenberg und ehemaliger Vinothekar der Gesamtsteirischen Vinothek Sankt Anna am Aigen.
Pannonischer Einfluss
Das Vulkanland Steiermark grenzt im Süden an Slowenien und im Osten an das Burgenland. Es wird dadurch noch relativ stark vom pannonischen Klima beeinflusst. Das Vulkanland Steiermark ist deshalb das wärmste von allen steirischen Weinbaugebieten. Ganz besonders macht sich das im südlichsten Zipfel bemerkbar. Denn die Gemeinde Klöch ist eine Traminerhochburg. Diese Sorte braucht ein warmes Klima und nicht zu viele Niederschläge. Vor allem der Gewürztraminer kommt mit den nährstoffreichen Vulkanböden am besten zurecht. Wie der Name schon sagt, ist er würziger und hat etwas weniger Säure als der Gelbe Traminer, der auch einige Tage früher reift und nicht nur in Klöch zu Hause ist. Grundsätzlich sind auf Vulkanböden entstandene Weine eine Spur kräftiger. Doch das gilt nur in Bezug auf die anderen steirischen Gebiete. Denn insgesamt herrscht auch im Vulkanland Steiermark noch jene Kühle, die für die nötige Frische in den Weinen sorgt, die man nicht überall auf der Welt findet. Die wichtigsten Lagen in Klöch sind Hochwart und Ölberg. Klöcherberg und Königsberg bilden einen Rücken, der Klöch und Tieschen trennt.
Perfekt für rote Sorten
Der Königsberg in Tieschen ist ein Vulkankegel mit roten Böden, also viel Eisenoxid. Deshalb finden Zweigelt und Sankt Laurent hier gute Bedingungen. "Das wärmere Klima ist auch der Grund dafür, dass hier mehr Rotweine entstehen als in der Südsteiermark", erklärt Diplom-Sommelier Vuljaj. Die roten Sorten erreichen im Vulkanland Steiermark einen Anteil von knapp 18 Prozent. Ganz vorne rangiert dabei Österreichs wichtigste Rotweinsorte, der Zweigelt. Zweigelt nimmt hier hinter Welschriesling und Weißburgunder den dritten Platz ein. Erst dann folgt Sauvignon Blanc. Auch das unterstreicht die Ausnahmestellung des Vulkanlandes Steiermark.
Kalk und Burgundersorten
Dass Welschriesling die Nummer eins ist, hängt auch damit zusammen, dass die Sorte gut mit den Vulkanböden zurechtkommt. Auch die Nummer zwei, Weißburgunder, ist nicht wirklich eine Überraschung. Denn neben den wärmeren Einflüssen sind es die vielen Muschelkalkböden, die hier stark vertreten sind, auf denen sich Burgundersorten bekanntermaßen sehr wohl fühlen.
Zwar sind vulkanische Böden und Muschelkalkböden hervorzuheben, aber daneben kommen auch schottrige und sandige Böden vor. Und wie anderswo auch, gibt es natürlich viele Mischformen. Auf den schwereren Böden fühlt sich Grauburgunder wohl. Der ist zwar deutlich seltener als Weißburgunder vertreten, erzielt aber beeindruckende Qualitäten. Grundsätzlich neigt Grauburgunder zu Fülle und weniger Säure. Doch die Winzer im Vulkanland entwickeln Weine, die nicht zu breit oder üppig ausfallen, ohne dass es ihnen deswegen an Dichte mangeln würde. Aber eine gewisse straffe Struktur sorgt vor allem im reiferen Stadium für viel Eleganz. "Überhaupt hat sich in den letzten Jahren im Vulkanland Steiermark sehr viel Positives entwickelt. Früher war das Gebiet eher ein Stiefkind, aber das hat sich längst geändert", freut sich Ljubo Vuljaj, der das Vulkanland für "eine der schönsten Regionen der Welt" hält.