Aussichtsturm an der Mur
Es ist ein paradiesisches Fleckchen Natur, das sich dem Auge des Besuchers nach 168 Stufen auf dem 27 Meter hohen Murturm in den Gosdorfer Murauen auftut. Zu Fuß oder per Fahrrad gelangt man hin. Oben angekommen, genießt man einen grandiosen Ausblick. Aber auch der Turm selbst ist sehenswert und damit mehr als eine gewöhnliche Aussichtswarte. Die Stahlkonstruktion ist ein Beispiel von Architektur, das die Landschaft bereichert. Gosdorf liegt im ehemaligen Bezirk Bad Radkersburg, wenig nordöstlich von Mureck. Die liebliche Landschaft bietet viele Spazier- und Wanderwege (Mur-Grenzweg, Gosdorfer Rundweg, See-Weg etc.) sowie Radrouten für Genießer.
Achtung: Die letzten 500 Meter zum Murturm sind nur zu Fuß zu bewältigen. Der Murturm ist frei zugänglich, aber über die Wintermonate gesperrt!
Daten zum Murturm:
- Bauzeit: März bis September 2009
- Eröffnung: 21. März 2010
- Höhe: 27,5 Meter
- Gewicht: 87 Tonnen
- Stufen: 168
- Durchmesser: 8,7 Meter
- Tragwerk: Vierkant-Stahlrohr
- Treppenverkleidung: Aluminiumblech
- Entwurf & Planung: loenhart&mayr Architekten und Landschaftsarchitekten BDA
Die Idee zum Murturm
Die grundlegende Idee des Murturms folgt mit seinem Erschließungs- und Konstruktionsprinzip einer Doppelhelix, mit dem die Vorstellung eines kontinuierlichen Wegs baulich in die Höhe getragen wird. Der Aufstieg des Besuchers wird zum landschaftlichen Erlebnis, denn der sich in die Höhe schraubende Weg führt durch die sogenannten "Waldetagen" - die ökologischen Höhenschichten des Auenwaldes - und macht so die ökologische Ordnung und Mikroklimata im Auwald erlebbar.
Nach 168 Stufen, auf 27 Metern Höhe, erreicht man schließlich eine bewusst klein gehaltene Aussichtsplattform, von der sich ein atmosphärischer Panoramablick erschließt. Von dort oben führt ein weiterer Treppenlauf nach unten, so dass sich aufsteigende und absteigende Besucher auf zwei unterschiedlichen Treppen im Raum bewegen.
Hier gibt es einen überraschenden Bezug zur historischen Doppelwendeltreppe in der Grazer Burg: Diese um 1500 erbaute Treppe erzeugt ein einmaliges Raumgefühl, von dem sich die Architekten des Murturms haben inspirieren lassen: Die Doppelwendeltreppe "verbindet und verschraubt den Raum mit der Zeit" schreibt schon Erich Fried in seiner Hommage an diesen historischen Grazer Ort. Dieses "verschrauben" von Raum und erlebten Weg ist Grundlage der Idee des spiralförmigen Wegs des Murturms.
Tragwerkskonzept
Beim Tragwerk des Murturms handelt es sich um ein "Hybridtragwerk", denn hierbei bilden die räumlich biegesteifen Knotenverbindungen in Kombination mit einer Verseilung und Druckstäben das Tragsystem. Das Haupttragwerk wird von Tragrohren und Stützrohren gebildet und gewährleistet die Standsicherheit, während die Verseilung das Schwingungsverhalten und die horizontale Kopfauslenkung begrenzt. Wichtigstes Anliegen des Tragwerksentwurfs war es, das architektonische Konzept der Doppelspirale von gegenläufigen Auf- und Abgang mit den geometrischen Kreuzungspunkten in seiner Eindeutigkeit zu unterstützen. So verbindet sich architektonischer Entwurf mit statischem System.
Die Querschnitte der Rohre des Tragwerks verringern sich - in der Entsprechung eines Baumes - in Richtung Turmspitze. Die in der perspektivischen Wahrnehmung scheinbar freie Geometrie der Tragelemente ist jedoch eine optische Illusion - basiert das Tragwerk doch auf einer räumlich klaren symmetrischen Anordnung der Elemente in der Abwicklung des Tragwerks. Hier offenbart sich das gleichmäßige Raster, mit dem sich alle Knoten in gleicher Geometrie zueinander befinden.